GFS-nachgefragt - Sonja Anders

Sonja Anders, ab der Spielzeit 2019/2020 Intendantin des Schauspiels Hannover, zu Gast bei der GFS

Am 11.10. 2018 stellte sich Frau Sonja Anders auf der Bühne des Ballhof Zwei den Mitgliedern der Gesellschaft der Freunde des hannoverschen Schauspielhauses vor und beantwortete Fragen zu ihren Plänen als designierte Intendantin. Sie folgte der Einladung der GFS, die mit Neugier der neuen Intendanz entgegensieht. Der Vorschlag zu einem so frühen Treffen ging von Frau Anders aus. Angelika Nauck hatte bei der Organisation des Gespräches die Intendanz des Schauspielhauses an ihrer Seite, die dankenswerterweise das Ballhofcafé und die Bühne für die Veranstaltung zur Verfügung stellte.

Mit einem Bühnenauftritt im Schweinwerferlicht hatte Frau Anders allerdings nicht gerechnet. Denn die große Anzahl der an diesem Vorstellungsgespräch interessierten TeilnehmerInnen, darunter auch der Verwaltungsdirektor des Staatstheaters, schloss den intimeren Rahmen rund um die Tische des Ballhofcafé`s aus. Dennoch stellte die kluge Moderation unserer Vorsitzenden sehr schnell eine herzliche, offene Atmosphäre zwischen der Theaterfachfrau und den Schauspielfreundinnen und -freunden her; einem  theaterbegeisterten Publikum, dem auch am Schluss Zeit für Fragen und Anmerkungen blieb . Es war eine angenehme, interessante Begegnung mit der erfolgreichen Chefdramaturgin und stellvertretenden Intendantin, die am Deutschen Theater in Berlin bei Intendant Khuon inzwischen „ausgelernt“ hat und nun mit großer Freude neue Verantwortung am hannoverschen Theater übernehmen wird.

Welche Akzente würde sie setzen? Wie sieht ihr erster Spielplan aus? Wie wird sich das Ensemble zusammensetzen?

Sonja Anders geht es um ein emotionales, erzählerisches Theater mit individuellen und sozialen Themen, die das breite gesellschaftliche Umfeld widerspiegeln. „ Menschentheater“, wo Fühlen, Denken und Handeln sichtbar werde. Sie schätze daher besonders die Theaterstücke aus der Zeit um 1900. Natürlich seien ihr auch neue Autoren wichtig. Damit steht sie in der Tradition von Ulrich Khuon.

Den Spielplan werde sie im April auch mit visueller Präsentation vorstellen.

Ihre Team steht. Es werden auch viele junge Regisseurinnen, Regisseure und DramaturgInnen nach Hannover kommen. Ihr Ensemble werde „fluide“ zusammengestellt. Es werde eine gemischte Zusammensetzung sein: in gleicher Zahl weibliche und männliche Schauspieler; junge und alte, auch „coloured people“.

Sonja Anders möchte das Theater noch stärker für alle Menschen öffnen. „Das Publikum muss sich eingeladen fühlen“. Dabei denkt sie auch an einige räumliche Umgestaltungen im und rund um das Schauspielhaus.

Noch sind wir mitten drin in der letzten Spielzeit von Lars-Ole Walburg und schätzen sehr den Wert seiner Intendantenzeit, seiner Theaterphilosophie und seines vorzüglichen Ensembles. Doch Sonja Anders anspruchsvolle Vorstellungen und Pläne für ihre nachfolgende Theaterleitung lassen aufhorchen und setzen bei uns Schauspielfreunden die Freude und lebendige Anteilnahme an gutem, sich weiter entwickelndem, bürgernahem Theater fort.

Wir bleiben sehr gern „ dichter dran“  .

Foto und Text: Lutz Heidenreich